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Samstag, 21. Dezember 2024

Chateau Noir Kapitel 12: Eine neue Spur

  


Die Wochen nach seiner Abreise aus dem Château Noir zogen wie im Flug vorbei. Major Forester kehrte in das Leben zurück, das er vor seinem Abenteuer geführt hatte, doch es war nicht dasselbe. Die stille Abgeschiedenheit des Châteaus, die mysteriösen Schatten, die über allem lagen, und natürlich Angèle – all das hatte ihn verändert. Er versuchte, sich in der Geschäftigkeit Londons zu verlieren, doch die Erinnerungen folgten ihm überallhin.

Er hatte gehofft, dass die Zeit die Wunden heilen würde, dass er irgendwann aufhören würde, an sie zu denken. Doch mit jedem neuen Tag wurde ihm klarer, dass er sich irrte. Egal, wie weit er reiste oder wie sehr er sich ablenkte – Angèles Gesicht, ihre Stimme und die Tragik ihrer Geschichte blieben in seinem Geist lebendig.

In einer regnerischen Nacht, einige Monate nachdem er das Château verlassen hatte, saß Forester in seinem kleinen, aber gemütlichen Apartment im Herzen Londons. Der Regen trommelte an die Fenster, und das Geräusch der Stadt war wie ein fernes Murmeln, das ihn nicht erreichte. Auf dem Tisch vor ihm lag das alte Tagebuch, das er aus dem Château Noir mitgenommen hatte. Es war das Erbe der Familie Trebault, voll von Geheimnissen, die über Jahrhunderte verborgen geblieben waren.

Forester hatte das Tagebuch immer wieder zur Hand genommen, es aber nie geöffnet. Er wusste, dass es mehr Antworten enthielt, als er sich vielleicht wünschte. Doch an diesem Abend, als der Regen die Stadt in eine düstere Melodie hüllte, spürte er, dass die Zeit gekommen war. Er konnte nicht länger vor dem davonlaufen, was ihn so sehr beschäftigte.

Mit einem tiefen Atemzug öffnete er das Buch. Die Seiten waren vergilbt, die Schrift alt und schwer lesbar. Doch Forester hatte Geduld. Er blätterte langsam durch die Seiten und las von den frühen Mitgliedern der Familie Trebault, von ihrem Aufstieg und ihrem Fall, von Lucien und dem Fluch, der sie alle heimgesucht hatte.

Dann, in der Mitte des Buches, stieß er auf etwas, das ihn innehalten ließ.

Es war ein Brief, fein säuberlich zwischen den Seiten verborgen. Die Tinte war verblasst, doch die Handschrift war elegant und klar. Es war nicht Luciens Hand, das erkannte Forester sofort. Diese Schrift war anders – weicher, zarter, und doch mit einer unerwarteten Festigkeit.

Langsam zog er den Brief hervor und begann zu lesen:

„An den, der dieses Buch nach mir findet:

Mein Name ist Angèle de Trebault, und wenn du dies liest, bedeutet es, dass das Château Noir mich nicht mehr gefangen hält. Doch was auch immer du glaubst, dass du über diesen Ort weißt – es gibt mehr, viel mehr. Der Fluch, der auf meiner Familie lastet, wurde nicht durch Zufall über uns gebracht. Es gibt Kräfte in dieser Welt, die jenseits unseres Verständnisses liegen. Was wir in den Schatten sahen, war nur ein Bruchteil dieser Kräfte.

Ich habe gelernt, dass es nicht nur um meine Familie geht. Der Fluch, der auf uns lastet, ist Teil eines größeren Ganzen – einer alten Macht, die weit über das Château Noir hinausgeht. Es gibt Orte auf dieser Welt, an denen die Dunkelheit tiefer ist als anderswo, und das Château war einer dieser Orte.

Ich schreibe dies, weil ich hoffe, dass jemand eines Tages die Wahrheit sucht. Ich bin fort, doch meine Reise ist noch nicht zu Ende. Es gibt noch mehr, das entdeckt werden muss. Wenn du den Mut hast, dem Weg zu folgen, den ich eingeschlagen habe, dann findest du die nächste Spur in der alten Abtei von Montferrat. Dort liegen die Antworten, die wir suchten – und vielleicht der Schlüssel, um die Dunkelheit endgültig zu besiegen.“

Forester starrte auf den Brief, und sein Herz setzte einen Schlag aus. Angèle. Sie hatte etwas hinterlassen, eine Spur, die er nicht erwartet hatte. All die Zeit hatte er geglaubt, dass ihre Geschichte abgeschlossen war, dass ihre Freiheit der letzte Akt in der Tragödie des Château Noir gewesen war. Doch nun wurde ihm klar, dass dies nur der Anfang gewesen war.

Die alte Abtei von Montferrat… Forester kannte den Namen. Es war ein abgelegener Ort in den französischen Alpen, ein Ort, der vor Jahrhunderten von Mönchen erbaut und später verlassen worden war. Es hieß, dass dort seltsame Dinge geschahen – Erscheinungen, Geister, vielleicht noch schlimmere Dinge. Aber mehr als das wusste er nicht.

„Angèle…“, flüsterte Forester leise und ließ den Brief auf den Tisch sinken.

Sie hatte nicht aufgegeben. Sie war fortgegangen, um die Wahrheit zu finden – eine Wahrheit, die sie mit ihm teilen wollte. Und nun war er derjenige, der entscheiden musste, ob er dieser Spur folgen würde.

Forester lehnte sich in seinem Stuhl zurück und blickte auf den regnerischen Nachthimmel. Die Welt außerhalb seines Fensters schien so fern, so normal, und doch wusste er, dass es da draußen Orte gab, an denen die Dunkelheit noch immer lauern konnte. Orte, die er nicht einfach ignorieren konnte.

Es dauerte nicht lange, bis er seine Entscheidung getroffen hatte.

Er stand auf, ging zu seinem Schrank und begann, seine Sachen zu packen. Es gab kein Zögern in seinen Bewegungen – er wusste, dass dies seine nächste Reise sein würde. Montferrat war kein Ort, den er allein aus Neugier besuchte. Angèle war dort gewesen, und wenn sie eine Spur hinterlassen hatte, würde er ihr folgen.

Das Tagebuch und der Brief wanderten in seinen Koffer, zusammen mit seiner Kleidung und anderen wichtigen Utensilien. Er wusste nicht, was ihn erwartete, aber eines war klar: Das Abenteuer, das mit dem Château Noir begonnen hatte, war noch lange nicht vorbei.

Als der Regen in London nachließ und die Dämmerung langsam anbrach, machte sich Major Forester auf den Weg – auf eine Reise, die ihn tief in das Herz der Dunkelheit führen würde.

Fortsetzung folgt nächste Woche

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