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Samstag, 14. Dezember 2024

Chateau Noir Kapitel 11: Die Schatten der Vergangenheit

 


 Major Forester verließ das Château Noir mit schweren Schritten. Der Wind pfiff durch die Bäume, als er den schmalen Pfad entlangging, der vom Anwesen wegführte. Jeder Schritt fühlte sich an, als würde er ein Stück von sich selbst zurücklassen. Die Dunkelheit, die so lange über dem Château gehangen hatte, war nun fort, aber die Leere, die sie hinterlassen hatte, schien noch tiefer.

Er dachte an Angèle, wie sie in die Freiheit gegangen war, in eine Zukunft, die sie sich niemals hatte vorstellen können. Ihre Zartheit, ihre Stärke – alles war ihm im Gedächtnis geblieben. Doch jetzt war sie fort, und er fühlte sich, als wäre ein Teil von ihm mit ihr gegangen.

Als er die Bäume hinter sich ließ und das Château Noir langsam aus seinem Blickfeld verschwand, atmete Forester tief durch. Er spürte die Last der letzten Wochen noch auf seinen Schultern, doch er wusste, dass die Zeit gekommen war, diesen Ort hinter sich zu lassen. Ein Leben lag vor ihm, eines, das nicht mehr von den Geistern der Vergangenheit bestimmt wurde. Aber es würde anders sein – die Erinnerung an Angèle und das Château würde ihn niemals verlassen.

Er erreichte das kleine Dorf, das am Rande des Anwesens lag. Die alten Häuser standen stumm da, und die Dorfbewohner gingen ihren täglichen Beschäftigungen nach, ohne das Château auch nur eines Blickes zu würdigen. Es war, als ob das Château Noir schon immer ein Schatten am Horizont gewesen war, eine dunkle Präsenz, die man lieber ignorierte.

Forester spürte die Blicke der Menschen auf sich ruhen, als er durch die Straßen ging. Er war hier bekannt, aber auch ein Fremder geblieben. Die Geheimnisse des Châteaus und die tragische Geschichte der Familie Trebault waren hier tief verwurzelt. Doch keiner der Dorfbewohner würde jemals wagen, Fragen zu stellen. Der Fluch war für sie nichts anderes als eine Legende – und sie wollten, dass es so blieb.

Er kehrte in die kleine Pension zurück, in der er bei seiner Ankunft übernachtet hatte. Die Wirtin, eine ältere Dame mit wachen, wissenden Augen, empfing ihn mit einem vorsichtigen Lächeln. Sie schien zu ahnen, dass sich etwas verändert hatte.

„Guten Morgen, Monsieur Forester“, sagte sie leise und stellte ihm eine dampfende Tasse Kaffee hin. „Sie sehen aus, als hätten Sie etwas Schweres hinter sich.“

Forester nickte leicht, nahm die Tasse in die Hände und fühlte die Wärme durch seine Finger strömen. „Das kann man wohl sagen“, antwortete er und blickte aus dem Fenster. In der Ferne konnte er die Spitzen des Châteaus gerade noch durch die Bäume hindurch erkennen. „Es ist vorbei. Das Château… ist jetzt nur noch ein Gebäude. Die Dunkelheit ist fort.“

Die Wirtin sah ihn einen Moment lang prüfend an, als ob sie die Wahrheit in seinen Worten abwägen wollte. Dann nickte sie langsam. „Es ist gut zu hören, dass es vorbei ist“, sagte sie leise. „Aber manche Dinge bleiben immer. Auch wenn der Fluch gebrochen ist, die Erinnerung an das Château Noir wird nie ganz verschwinden. Die Geschichten werden weiterleben.“

Forester nickte. Er wusste, dass sie recht hatte. Das Château würde immer ein Teil der Legenden dieser Gegend bleiben. Vielleicht würden die Menschen eines Tages den Mut finden, dorthin zurückzukehren und das verfallene Anwesen wiederzubeleben. Aber die dunklen Geheimnisse, die darin verborgen lagen, würden nie ganz vergessen werden.

„Was werden Sie jetzt tun, Monsieur?“ fragte die Wirtin, während sie ihm einen Teller mit Brot und Käse hinstellte. „Werden Sie hierbleiben, oder zieht es Sie wieder in die Welt hinaus?“

Forester dachte einen Moment nach. „Ich werde gehen“, sagte er schließlich, seine Stimme war ruhig, aber bestimmt. „Es gibt nichts mehr für mich hier. Meine Aufgabe ist erfüllt.“

Die Wirtin nickte verständnisvoll. „Manchmal muss man weiterziehen, wenn alles gesagt und getan ist“, sagte sie leise. „Aber ich hoffe, dass Sie eines Tages Frieden finden.“

„Das hoffe ich auch“, antwortete Forester, und ein schwaches Lächeln spielte um seine Lippen.

Er verbrachte den Rest des Tages damit, seine Sachen zu packen und sich auf seine Abreise vorzubereiten. Das Gefühl, das Dorf und das Château hinter sich zu lassen, war bittersüß. Er hatte hier mehr erlebt, als er je erwartet hatte. Es war nicht nur ein Abenteuer gewesen – es war eine Reise in die dunkelsten Tiefen der menschlichen Seele und in die Geheimnisse der Vergangenheit.

Am nächsten Morgen, kurz nach Sonnenaufgang, machte Forester sich auf den Weg zum Bahnhof. Die alten Gleise führten aus dem Dorf hinaus und in die weite Welt, die jenseits der Mauern des Châteaus lag. Er trug nur wenig Gepäck, doch das Gewicht der Erinnerungen lastete schwer auf ihm.

Als er im Zug saß und die Landschaft an ihm vorbeizog, spürte er, wie die Anspannung langsam von ihm abfiel. Die dichten Wälder, die das Château umgaben, verschwanden aus seinem Blickfeld, und das Licht des frühen Morgens wärmte sein Gesicht.

Doch tief in seinem Inneren wusste Forester, dass die Schatten der Vergangenheit immer ein Teil von ihm bleiben würden. Angèle, das Château und die dunklen Geheimnisse, die er enthüllt hatte – sie würden ihn nie ganz loslassen. Aber vielleicht war das in Ordnung. Vielleicht war es das, was es bedeutete, wirklich zu leben: zu wissen, dass die Vergangenheit immer ein Teil von uns ist, dass sie uns formt, uns prägt, aber nicht definiert.

Während der Zug durch die hügelige Landschaft rollte, legte Forester die Hand auf das alte Tagebuch, das er bei seiner Abreise aus dem Château gefunden hatte. Es war das letzte Vermächtnis der Trebault-Familie, und es enthielt all die Geheimnisse, die sie über Generationen hinweg gehütet hatten. Er wusste, dass er es irgendwann lesen würde, aber nicht heute. Noch war die Zeit nicht gekommen.

Heute war der Tag, an dem er nach vorn blicken musste.

Als der Zug weiterrollte und das Château Noir endgültig hinter ihm lag, spürte Major Forester, dass ein Chateau Noir Kapitel seines Lebens abgeschlossen war. Doch ein neues würde beginnen, eines, das nicht mehr von den Schatten der Vergangenheit bestimmt war, sondern von der Freiheit, die er und Angèle sich so schwer erkämpft hatten.

Und vielleicht, eines Tages, würden sich ihre Wege wieder kreuzen – in einer Welt, die frei von Dunkelheit war.

Fortsetzung folgt nächste Woche

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