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Samstag, 16. November 2024

Chateau Noir Kapitel 7: Der Tanz der Schatten

 


Die Luft um Major Forester herum vibrierte vor Energie. Das Glühen der Symbole auf dem Boden warf ein gespenstisches Licht an die alten Steinwände der Kammer, während die Schatten, die sich aus der Dunkelheit formten, immer näher rückten. Sie waren keine klaren Gestalten, sondern verzerrte, schwankende Figuren, die sich wie Rauch in der Luft bewegten, aber dennoch eine bedrohliche Präsenz ausstrahlten. Ein kaltes, prickelndes Gefühl kroch Forester über die Haut, als ob die Schatten selbst ihn berührten.

Angèle stand am Rand des Kreises, ihr Gesicht war von den flackernden Kerzen erleuchtet, ihre Augen dunkel und voller Sorge. Sie sprach weiterhin die alten Worte des Rituals, ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, das sich mit dem Flüstern der Schatten vermischte. Forester spürte, dass sie ihm helfen wollte, aber die eigentliche Konfrontation musste er allein durchstehen.

Die Schatten formten sich enger um ihn, und Forester konnte das leise Flüstern in der Luft hören – es waren keine klaren Worte, sondern eine Mischung aus Stimmen, die ihn zu verhöhnen schienen. Er atmete tief ein, versuchte, seinen Verstand klar zu halten. Was auch immer Lucien de Trebault in diesen Mauern heraufbeschworen hatte, es war nun hier, um ihn zu prüfen. Und Forester wusste, dass dieser Test nicht nur seine Entschlossenheit, sondern auch seine Seele herausfordern würde.

„Sie sind hier“, murmelte Angèle, ihre Augen geweitet. „Die Schatten haben dich erkannt. Sie wissen, dass du gekommen bist, um sie herauszufordern.“

„Dann soll es so sein“, sagte Forester entschlossen, auch wenn er das Gewicht der Furcht in seiner Brust spürte. „Ich bin nicht hier, um zurückzuweichen.“

Die Schatten zogen sich zusammen und begannen, sich in der Mitte des Kreises zu verdichten, direkt vor ihm. Eine Gestalt trat aus der wabernden Dunkelheit hervor. Sie war größer als die anderen, ihre Konturen klarer, und ihre Augen funkelten rot wie Glut. Es war eine groteske Erscheinung, die von menschlicher Form zu etwas Unfassbarem überging, als ob die Dunkelheit selbst in menschlicher Gestalt geboren worden wäre.

„Lucien“, flüsterte Forester, seine Stimme brüchig, als er das Wesen erkannte.

Die Gestalt der Schatten lächelte – ein grausiges, verzerrtes Lächeln, das nichts Menschliches an sich hatte. „Du wagst es, meinen Namen auszusprechen, Sterblicher“, zischte eine Stimme, die wie das Rascheln toter Blätter klang. „Was suchst du hier?“

Forester stand fest, obwohl sein Herz raste. „Ich suche die Wahrheit“, sagte er. „Die Wahrheit über das Château Noir und über das, was du getan hast.“

Die Gestalt neigte den Kopf, als ob sie von dieser Antwort belustigt wäre. „Die Wahrheit“, wiederholte sie höhnisch. „Die Wahrheit ist nichts, was du verstehst. Was ich suchte, war jenseits der Wahrheit. Es war Macht. Und ich habe sie gefunden – aber nicht so, wie ich es erwartet hatte.“

Forester spürte das Gewicht der Worte, als ob die Luft um ihn herum schwerer wurde. Die Schatten drängten näher, und er konnte fast die Kälte spüren, die von ihnen ausging. „Du hast dich den Schatten hingegeben“, sagte Forester. „Aber was hast du dafür geopfert?“

Luciens Schattengestalt lachte – ein kaltes, scharfes Geräusch, das durch den Raum hallte. „Ich opferte alles, Major“, sagte er. „Ich habe meine Menschlichkeit, meinen Körper, mein Leben hingegeben. Und dafür habe ich Unsterblichkeit erhalten. Ich bin jenseits des Todes, jenseits des Lebens. Ich existiere in den Schatten, wo keine Zeit vergeht, und keine Macht mich binden kann.“

„Aber du bist gefangen hier“, entgegnete Forester, seine Stimme fester. „Du bist an dieses Château gebunden. Deine Macht hat dich nicht befreit – sie hat dich versklavt.“

Lucien trat näher, seine Augen funkelten vor Zorn. „Du verstehst nichts“, zischte er. „Ich bin die Schatten. Ich bin der Meister dieses Ortes. Jeder, der diese Mauern betritt, gehört mir. Auch du, Major Forester.“

Die Kälte der Schatten umhüllte Forester, und für einen Moment fühlte er, wie sein eigener Wille nachließ, als ob die Dunkelheit ihn verschlingen wollte. Aber dann dachte er an Angèle, an das Château selbst, das so lange unter diesem Fluch gelitten hatte, und an seinen eigenen unerschütterlichen Drang, die Wahrheit zu finden – eine Wahrheit, die er nicht nur für sich selbst, sondern auch für diejenigen, die hier lebten, ans Licht bringen musste.

„Ich gehöre dir nicht“, sagte Forester fest und machte einen Schritt nach vorn. „Du bist nicht unbesiegbar, Lucien. Du hast deinen Körper verloren, und du bist jetzt nichts weiter als eine Hülle, die von den Schatten lebt. Aber ich bin immer noch hier. Ich bin immer noch lebendig.“

Die Worte hallten in der Kammer wider, und für einen Moment schien Lucien zu zögern. Forester konnte sehen, dass die Schatten um die Gestalt des ehemaligen Comte zitterten, als ob sie durch seine Entschlossenheit geschwächt würden. Doch dann funkelten Luciens Augen erneut, und er hob eine Hand, als ob er die Dunkelheit um Forester greifen wollte.

„Du bist schwächer, als du denkst“, zischte Lucien. „Die Schatten sind überall, Major. Sie werden dich finden, dich verschlingen, wie sie es mit mir getan haben.“

Forester spürte, wie die Dunkelheit sich um ihn legte, wie kalte Finger, die sich an ihm festkrallten. Es war, als ob die Schatten selbst versuchten, seinen Geist zu durchdringen, seine Gedanken zu vergiften. Aber er wusste, dass er nicht nachgeben durfte. Es war seine letzte Chance.

„Nein“, sagte er entschlossen, während er in die Augen der dunklen Gestalt blickte. „Ich werde nicht der Schatten werden. Ich bin hier, um sie zu brechen.“

Er wandte sich an Angèle, die immer noch am Rand des Ritualkreises stand und auf das Geschehen starrte. „Sag mir, was ich tun muss! Wie breche ich den Fluch?“

Angèle trat zögernd vor, ihre Hände zitterten leicht. „Der Kreis“, flüsterte sie. „Du musst den Bannkreis durchschreiten und die Verbindung zwischen dieser Welt und der der Schatten trennen. Aber… es wird dich in Gefahr bringen. Wenn du versagst, wirst du verloren sein, wie Lucien.“

Forester nickte, wissend, dass es keinen anderen Weg gab. „Ich werde es tun“, sagte er und trat einen Schritt näher an den flackernden Bannkreis.

Lucien lachte erneut, doch dieses Mal klang es schwächer, unsicherer. „Du wirst scheitern, wie alle vor dir“, sagte er. „Du wirst mein Spielzeug werden, gefangen in den Schatten für alle Ewigkeit.“

Doch Forester ließ sich nicht beirren. Mit einem tiefen Atemzug trat er über die Grenze des Bannkreises. In dem Moment, in dem er dies tat, fühlte er, wie die Welt um ihn herum schwankte. Die Schatten schienen sich zusammenzuziehen, als ob sie versuchen wollten, ihn zu packen, ihn in ihre Dunkelheit zu ziehen. Er spürte die Kälte, die Angst, das Gewicht der Jahrhunderte, die auf ihm lasteten. Doch inmitten dieser Dunkelheit war da ein Funke – ein Funke des Lichts, das aus ihm selbst kam.

„Du kannst mich nicht haben“, flüsterte Forester.

Mit einem letzten, verzweifelten Aufbäumen brach der Bannkreis, und die Schatten begannen zu beben. Luciens Gestalt zischte vor Wut, als sie sich auflöste, seine Augen glühten noch ein letztes Mal auf, bevor sie in der Dunkelheit verblassten.

Forester taumelte zurück und spürte, wie die Schatten um ihn herum verschwanden. Die Kälte ließ nach, und eine unheimliche Stille senkte sich über den Raum.

Es war vorbei.

Lucien de Trebault war endgültig besiegt.

Fortsetzung folgt nächste Woche

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