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Samstag, 26. Oktober 2024

Chateau Noir Kapitel 4: Die Flüstern der Mauern

 


 Die Dunkelheit hatte sich tief über das Château Noir gelegt, als Major Forester durch die verlassenen Korridore schritt. Er konnte nicht schlafen. Das Gespräch mit dem Comte und die düsteren Andeutungen über die Geschichte des Châteaus hatten seinen Geist aufgewühlt. Er konnte die Worte nicht vergessen: „Manche Geheimnisse sind dazu bestimmt, verborgen zu bleiben.“ Doch das schien ihm jetzt wie eine Einladung – eine Einladung, tiefer zu graben, in die Vergangenheit dieses unheimlichen Ortes einzutauchen, selbst wenn die Wahrheit schmerzhaft oder gar gefährlich war.

Die alten Dielen knarrten unter seinen Schritten, als er durch einen Korridor ging, der zu den östlichen Gemächern führte, einem Teil des Châteaus, den er bei Tageslicht nicht betreten hatte. Die Flure waren düster, und nur gelegentlich erhellte das fahle Licht des Mondes, das durch die verstaubten Fenster fiel, seinen Weg. Die Gemälde an den Wänden wirkten im schwachen Licht noch unheimlicher. Die Augen der dargestellten Ahnen schienen ihm zu folgen, als ob sie ihn vor dem warnten, was er entdecken könnte.

Forester fühlte einen Anflug von Beklommenheit, doch er drängte ihn beiseite. Als Offizier hatte er sich zahlreichen Gefahren gestellt, aber keine dieser Schlachten war wie diese – ein Kampf gegen das Unbekannte, gegen die dunklen Ecken der menschlichen Seele und die Geheimnisse der Vergangenheit.

Er hielt an einer schweren Holztür inne, die er noch nicht erkundet hatte. Sie war alt und von der Zeit gezeichnet, doch ihr massives Schloss und die eisernen Beschläge ließen erahnen, dass dahinter etwas von Bedeutung verborgen lag. Forester legte die Hand auf den Griff und drückte leicht. Die Tür öffnete sich mit einem tiefen Knarren, und kalte Luft strömte ihm entgegen.

Der Raum dahinter war in Dunkelheit gehüllt. Nur das schimmernde Licht des Mondes, das durch ein kleines Fenster fiel, warf gespenstische Schatten auf den Boden. Forester betrat den Raum, seine Schritte hallten leise wider. Er konnte vage die Umrisse von Möbeln erkennen – ein großer, alter Schreibtisch, Regale mit Büchern und Dokumenten. Es war, als sei dieser Raum einst das Arbeitszimmer eines Mannes von großer Bedeutung gewesen, doch nun war er dem Verfall preisgegeben.

Sein Blick fiel auf den Schreibtisch, wo ein Stapel vergilbter Briefe und Dokumente lag. Neugierig trat er näher und zog die oberste Seite hervor. Die Schrift war altmodisch, elegant, aber schwer zu entziffern. Es war ein Brief – datiert aus dem Jahr 1794, während der Französischen Revolution.

„An Lucien de Trebault“, las Forester leise vor, „von deinem ergebenen Freund und Diener, Armand Deschamps.“

Er ließ seinen Blick über die Zeilen wandern, und ein Schauder lief ihm über den Rücken, als er die folgenden Worte las:

„Ich habe die Anweisungen befolgt, wie du es mir aufgetragen hast. Der Zirkel ist geschlossen, und das Ritual ist vollbracht. Doch ich muss dir mit aller Dringlichkeit mitteilen, dass das, was wir gerufen haben, nicht das ist, was wir erwartet haben. Die Schatten haben Augen, Lucien. Augen, die uns beobachten, selbst jetzt. Ich fürchte, wir haben etwas entfesselt, das nicht wieder gebannt werden kann…“

Forester hielt inne. Seine Hände zitterten leicht, und ein kaltes Gefühl kroch ihm den Rücken hinauf. Das Ritual? Schatten mit Augen? Es klang nach dem Wahnsinn eines Mannes, der sich in esoterischen Praktiken verloren hatte, doch die Intensität der Worte ließ ihn nicht los. War dies das Geheimnis, das der Comte angedeutet hatte? Ein dunkles Chateau Noir Kapitel in der Geschichte des Château Noir, das in die Zeit der Revolution zurückreichte?

Er legte den Brief beiseite und griff nach dem nächsten Dokument. Es war eine Zeichnung – ein Kreis aus Symbolen und Runen, die er nicht verstand. Es schien eine Art Beschwörung oder Bann zu sein, doch seine Bedeutung war ihm unklar. Forester fühlte sich zunehmend unbehaglich, als ob er in etwas hineingezogen wurde, das über seinen Verstand hinausging.

Plötzlich hörte er ein leises Geräusch hinter sich – ein Flüstern, das aus der Dunkelheit zu kommen schien. Er fuhr herum, doch der Raum war leer. Das Flüstern blieb, kaum hörbar, aber es war da. Es klang, als würden die Wände selbst sprechen, als ob die Geister der Vergangenheit ihn beobachteten und seine Anwesenheit spürten.

„Wer ist da?“ rief Forester, seine Stimme zitterte leicht, obwohl er versuchte, ruhig zu bleiben.

Keine Antwort.

Das Flüstern verstummte, doch die Luft im Raum fühlte sich plötzlich dichter an, als ob etwas Unsichtbares näher rückte. Forester konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass er beobachtet wurde – nicht von einer Person, sondern von einer Präsenz, die älter und mächtiger war als jede lebende Seele.

Er griff nach dem alten Buch, das auf dem Schreibtisch lag – eine schwere, in Leder gebundene Chronik, deren Titel sich unter dem Staub kaum erkennen ließ. Er wischte mit der Hand über das Cover und entdeckte die Prägung: Chroniken des Hauses Trebault.

Er öffnete das Buch und blätterte durch die ersten Seiten, die detaillierte Stammbäume und Beschreibungen der frühen Mitglieder der Familie enthielten. Doch als er weiterblätterte, bemerkte er etwas Ungewöhnliches. Die späteren Chateau Noir Kapitel waren nicht mit Feder geschrieben, sondern wirkten, als seien sie in die Seiten geritzt worden. Die Buchstaben waren unregelmäßig, krakelig, als ob sie in Eile oder Verzweiflung entstanden wären.

„Lucien…“ flüsterte Forester und las die Passage:

„Er wandelte zwischen den Welten, suchte nach Antworten, die nicht gefunden werden sollten. Die Schatten folgten ihm, bis sie eins mit ihm wurden. Nun wandelt er immer noch hier, in den Korridoren des Château, und wartet darauf, dass ein anderer seinen Platz einnimmt.“

Forester spürte einen stechenden Schmerz in seinem Kopf, als er die Worte las. Ein grelles Licht blitzte vor seinen Augen auf, und er taumelte zurück, das Buch fiel aus seinen Händen. Bilder schossen durch seinen Geist – dunkle, verschwommene Gestalten, die durch die Flure des Châteaus huschten, schattenhafte Kreaturen, die sich um einen Mann mit kalten, stechenden Augen scharten. Lucien de Trebault.

Das Flüstern wurde lauter. Es drang in seine Gedanken, als ob es ihn in den Wahnsinn treiben wollte. Forester stolperte rückwärts, seine Hände griffen nach der Wand, um Halt zu finden, doch es war, als ob die Mauern selbst ihm entglitten. Der Raum um ihn herum schien sich zu verformen, die Schatten wurden dichter und drängten sich auf ihn zu.

„Lucien…“ flüsterte es aus allen Ecken des Raums. „Lucien… ist hier.“

Forester riss die Tür auf und stolperte hinaus in den Korridor. Das Flüstern verstummte, doch das Gefühl der Beklemmung blieb. Seine Brust hob und senkte sich schwer, als er versuchte, seinen rasenden Herzschlag zu beruhigen. Was war hier passiert? War es nur Einbildung? Oder hatte er tatsächlich einen Blick auf die Wahrheit des Château Noir erhascht?

Er wusste, dass er Antworten brauchte. Doch woher sollte er sie bekommen?

Mit einem letzten Blick zurück auf die verschlossene Tür machte er sich auf den Weg zurück in die bewohnten Teile des Châteaus. Das Château Noir hielt seine Geheimnisse fest umklammert – aber Forester war entschlossen, sie zu lüften. Egal, welchen Preis er dafür zahlen musste.

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