Die Mission und der Zweck dieser Seite, die zu einem Verbund von insgesamt 35 Websites gehört, ist es Benutzern ein kostenloses Erlebnis zu bieten! Um diese Mission zu erfüllen, müssen wir als Herausgeber und Betreiber neben der Bereitstellung der Beiträge, die verbundenen Websites sicher halten, eine komplexe Serverinfrastruktur warten, Quelltext regelmäßig aktualisieren, Fehler beheben und neue Funktion entwickeln. Das alles ist nicht billig und erfordert talentierte Softwarebetreuer sowie eine robuste Infrastruktur. Deswegen bitten wir Sie, uns zu unterstützen. Wenn Sie von unserer Website profitieren und uns unterstützen wollen, dann denken Sie bitte darüber nach, eines oder mehrere der außergewöhnlichen Bücher zu kaufen, die hier präsentiert werden. Auf diese Weise erhalten wir eine kleine Provision, die uns hilft, unseren Webseitenverbund am Laufen zu halten.

Samstag, 19. Oktober 2024

Chateau Noir Kapitel 3: Die Stimme der Vergangenheit

  


Major Forester stand reglos da, sein Herz klopfte laut in der Stille des Raums. Der Comte, der vor ihm stand, war derselbe Mann, den er am Morgen kennengelernt hatte, und doch schien etwas Unheimliches über ihn zu liegen. Seine Augen wirkten tiefer, dunkler, als wäre ein verborgener Schatten in ihnen erwacht.

„Ich… ich wollte nur…“ Forester versuchte zu sprechen, doch die Worte verblassten in der Kälte, die von der Anwesenheit des Comtes ausging.

Der Comte lächelte leicht, aber es war kein freundliches Lächeln. „Es gibt Dinge, Major, die man nicht finden sollte. Manche Geheimnisse sind dazu bestimmt, verborgen zu bleiben.“ Er machte eine kleine Pause, und sein Blick fiel auf das Buch auf dem Tisch. „Das Vermächtnis der Schatten… Es ist lange her, seit jemand dieses Buch in die Hände genommen hat.“

Forester trat einen Schritt zurück, unsicher, ob er in Gefahr war oder ob der Comte einfach nur eine Warnung aussprach. Die dunklen Wände des Raumes schienen sich um ihn herum zu schließen, als ob sie ihn einfangen wollten. „Was… was ist das für ein Buch?“ fragte er schließlich, seine Stimme war heiser.

Der Comte trat näher und fuhr mit den Fingerspitzen sanft über den Einband des alten Buches. „Dies ist die Chronik meiner Familie. Es enthält Geschichten, die niemand glauben würde – Geschichten über Macht, Verrat und… Dunkelheit. Es ist das Vermächtnis des Château Noir, ein Vermächtnis, das die Jahrhunderte überlebt hat.“

Forester sah den Comte an, sein Blick suchte nach einem Anzeichen von Wahnsinn oder Witz in seinen Worten, doch der Comte sprach ruhig und ernst. Etwas an der Art, wie er sprach, ließ Forester frösteln.

„Was meinen Sie mit ‚Dunkelheit‘?“ fragte er vorsichtig.

„Nicht alle Geheimnisse, die das Château birgt, sind nur Geschichten“, sagte der Comte langsam. „Lucien de Trebault, der auf dem Gemälde im alten Flügel zu sehen ist – er war mehr als nur ein Adliger. Er war ein Mann, der sich mit Kräften eingelassen hat, die über unsere Vorstellungskraft hinausgehen. Er suchte nach Macht, und er fand sie. Aber nicht ohne einen Preis.“

Der Comte wandte sich von Forester ab und blickte auf ein altes Gemälde an der Wand. Es zeigte ein düsteres Bild von Lucien de Trebault, wie er inmitten von Flammen stand, umgeben von Gestalten, die nur schemenhaft zu erkennen waren. Die Augen des Porträts schienen Forester direkt anzusehen, durch ihn hindurch, in eine andere Welt.

„Lucien“, fuhr der Comte fort, „verließ nie das Château. Manche sagen, dass er immer noch hier ist – dass er nie wirklich gestorben ist. Es heißt, er habe etwas Unvorstellbares geopfert, um unsterblich zu werden, um das Château Noir für immer zu beherrschen.“

Forester schauderte. „Glauben Sie das wirklich?“ fragte er, unsicher, was er von diesen Worten halten sollte.

Der Comte drehte sich wieder zu ihm um, und dieses Mal war seine Stimme leiser, fast sanft. „Es spielt keine Rolle, was ich glaube, Major. Was zählt, ist, was das Château glaubt. Es gibt eine Präsenz hier, eine Macht, die nicht einfach ignoriert werden kann. Wenn Sie zu tief graben, könnten Sie Dinge finden, die besser im Verborgenen bleiben.“

Forester spürte ein unbehagliches Kribbeln im Nacken. Er wusste nicht, ob der Comte ihn warnen wollte oder ob dies alles nur Teil eines Spiels war, um ihn zu erschrecken. Doch eines war sicher: Es gab etwas Dunkles und Unerklärliches in diesem Château, das jede rationale Erklärung überstieg.

„Warum haben Sie mich eingeladen, Comte?“ fragte Forester schließlich. „Wenn dieser Ort so voller Geheimnisse und Gefahren ist, warum haben Sie mich hierher gebracht?“

Der Comte sah ihn für einen Moment stumm an, als ob er über seine Antwort nachdachte. Dann sagte er leise: „Weil ich glaube, dass Sie ein Mann sind, der die Wahrheit ertragen kann, Major. Nicht jeder ist in der Lage, den Schatten des Château Noir ins Auge zu blicken. Aber Sie… Sie könnten derjenige sein, der es versteht.“

Bevor Forester antworten konnte, öffnete sich die Tür mit einem leisen Knarren, und Angèle trat in den Raum. Ihre Augen blitzten besorgt, als sie die düstere Atmosphäre zwischen ihrem Vater und dem Major bemerkte.

„Vater“, sagte sie sanft, „du solltest dich ausruhen. Es ist spät geworden.“

Der Comte sah seine Tochter an, und für einen kurzen Moment wich der Schatten von ihm. Er schien zu dem Mann zurückzukehren, den Forester am Morgen kennengelernt hatte – der melancholische, aber doch freundliche Adlige. „Du hast recht, meine Liebe“, sagte er und wandte sich wieder Forester zu. „Verzeihen Sie mir, Major. Manchmal verliere ich mich in den alten Geschichten dieses Hauses.“

Er legte das Buch zurück auf den Tisch und nickte Forester zu. „Ich hoffe, dass Sie morgen neue Augen auf das Château werfen werden. Es gibt noch viel zu entdecken, aber für heute ist genug.“

Mit diesen Worten verließ der Comte den Raum, und Angèle blieb für einen Moment still stehen, bevor sie sich zu Forester drehte.

„Es tut mir leid, wenn mein Vater Sie beunruhigt hat“, sagte sie leise. „Manchmal ist er... anders, besonders in der Nähe dieses Teils des Châteaus.“

„Es ist nichts“, antwortete Forester, obwohl sein Herz noch immer schneller schlug. „Aber ich frage mich, wie viel Wahrheit in seinen Geschichten steckt.“

Angèle lächelte sanft, aber ihr Lächeln erreichte nicht ihre Augen. „Das Château Noir ist ein Ort, an dem die Grenze zwischen Wahrheit und Fantasie verschwimmt. Es liegt an jedem von uns, zu entscheiden, was wir glauben.“

Forester nickte, doch in ihm keimte ein wachsendes Gefühl des Unbehagens. Der Schatten des Château lag schwer auf ihm, und die Worte des Comtes klangen immer noch in seinen Ohren nach. Was auch immer die Wahrheit war, er war entschlossen, sie zu finden – auch wenn er dafür tief in die Dunkelheit des Château Noir eintauchen musste.

„Ich werde die Geheimnisse dieses Ortes ergründen, Mademoiselle“, sagte er entschlossen. „Egal, was es kostet.“

Angèle sah ihn lange an, als ob sie in ihm nach etwas suchte – vielleicht nach einem letzten Funken Vernunft, der ihn davon abhalten könnte, weiterzugehen. Doch sie sagte nichts. Stattdessen nickte sie nur langsam, bevor sie den Raum verließ und ihn allein mit seinen Gedanken zurückließ.

In der Stille des Raums blieb Forester stehen und starrte auf das alte Buch, das auf dem Tisch lag. Das Vermächtnis der Schatten. Der Titel wirkte nun bedeutungsschwerer, als er es sich hätte vorstellen können.

Mit einem letzten Blick auf das Porträt von Lucien de Trebault verließ Forester den Raum. Doch der Schatten, den das Château Noir auf ihn geworfen hatte, verließ ihn nicht.

Fortsetzung folgt nächste Woche

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Beliebt: