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Samstag, 12. Oktober 2024

Chateau Noir Kapitel 2: Die unerwarteten Enthüllungen

 


 Am nächsten Morgen erwachte Major Forester in einem Zimmer, das den Glanz und die Melancholie vergangener Epochen in sich trug. Die schweren Vorhänge ließen nur schwaches Licht durch, das auf die uralten, fein verzierten Möbel fiel. Es war, als sei die Zeit in diesem Raum stehengeblieben, gefangen in einer Welt, die längst vergangen war. Forester streckte sich und versuchte, das beklemmende Gefühl zu verdrängen, das ihn über Nacht überkommen hatte. War es die Aura des Château Noir oder die seltsame Nähe zu den Geschehnissen des Vortags?

Nachdem er sich angezogen hatte, verließ er sein Zimmer und wanderte durch die endlosen Gänge des Schlosses, die so verwinkelt und labyrinthartig waren, dass er sich immer wieder dabei ertappte, seine Schritte zurückzuverfolgen, um nicht verloren zu gehen. Die Wände waren mit Porträts längst verstorbener Mitglieder der Familie de Trebault geschmückt. Ihre ernsten Gesichter schienen ihn zu beobachten, als ob sie wüssten, dass er hierhergekommen war, um ihre Geheimnisse zu entdecken.

Schließlich gelangte er in einen kleinen Speisesaal, wo bereits ein bescheidenes Frühstück auf ihn wartete. Angèle und der Comte waren noch nicht anwesend, und die Stille des Raums verstärkte die Mystik, die das Château Noir umgab. Forester setzte sich und blickte nachdenklich aus dem Fenster, das einen Blick auf die düsteren Wälder freigab, die das Anwesen umschlossen.

„Guten Morgen, Major.“

Die Stimme kam von der Tür, und als er sich umdrehte, sah er Angèle, die ihn mit ihrem freundlichen Lächeln begrüßte. Sie trug ein einfaches, aber elegantes Kleid, das ihre anmutige Erscheinung unterstrich. Sie wirkte frisch und ruhig, ganz im Gegensatz zu der düsteren Atmosphäre des Château.

„Guten Morgen, Mademoiselle“, erwiderte Forester und stand auf, um ihr einen Platz zu bieten. „Ich hoffe, Sie hatten eine erholsame Nacht.“

Angèle setzte sich ihm gegenüber und schenkte ihm ein stilles Lächeln. „Die Nächte im Château Noir sind selten erholsam, Major. Haben Sie schlecht geträumt?“

Forester zögerte kurz, dann nickte er. „Es war mehr ein Gefühl… als ob etwas hier im Château mich beobachtet hätte. Vielleicht ist es nur die alte Architektur oder meine eigene Fantasie.“

Angèle sah ihn ernst an, und für einen Moment dachte Forester, dass ihre Augen etwas verbargen, eine tiefe Wahrheit, die sie nicht aussprechen wollte. „Das Château hat seine Eigenheiten, das ist wahr. Es gibt viele Geschichten, die über diesen Ort erzählt werden. Manche sind wahr, andere nur Märchen. Doch alle haben ihren Ursprung in der Vergangenheit, die tief in den Mauern dieses Schlosses verborgen liegt.“

Bevor Forester weiter nachfragen konnte, betrat der Comte den Raum. Sein Gesicht war wie immer von einer melancholischen Ruhe geprägt, und seine Augen funkelten nur schwach, als er seine Gäste begrüßte. „Ah, Major Forester“, sagte er mit seiner tiefen Stimme, „ich hoffe, Sie haben sich gut erholt. Heute möchte ich Ihnen das Anwesen zeigen. Es gibt Teile des Châteaus, die nur wenige Besucher jemals zu Gesicht bekommen haben.“

Forester nickte und verspürte eine Mischung aus Aufregung und Vorahnung. „Ich bin gespannt, was Sie mir zeigen werden.“

Nach dem Frühstück führte der Comte Forester und Angèle durch die weiten Flure und Hallen des Châteaus. Jeder Raum, jedes Gemälde und jedes Möbelstück schien eine Geschichte zu erzählen. Es war, als wäre das Château selbst ein lebendiges Wesen, das all die Jahre des Verfalls und der Geheimnisse in sich trug.

Schließlich gelangten sie in einen Flügel des Hauses, der anscheinend seit Jahren unberührt geblieben war. Staub lag auf den Böden, und die Luft war kühl und feucht. Der Comte blieb vor einer schweren Eichentür stehen und zögerte kurz, bevor er sie öffnete.

„Dies ist der älteste Teil des Châteaus“, sagte er und ließ Forester eintreten. „Es ist ein Ort, der selten besucht wird. Hier liegen die dunkelsten Geheimnisse unserer Familie.“

Forester trat in den Raum und sah sich um. Die Wände waren mit schweren Tapeten verkleidet, und in der Mitte des Raumes stand ein massiver Holztisch, auf dem alte Papiere und Bücher verstreut lagen. An den Wänden hingen Porträts, doch diese waren anders als die im Rest des Schlosses. Die Gesichter der Abgebildeten wirkten streng und unbarmherzig, als ob sie die Betrachter verurteilen würden.

„Dies sind die Ahnen meiner Familie“, erklärte der Comte. „Sie waren mächtig und stolz, aber ihre Macht kam nicht ohne Opfer. Viele von ihnen hatten Geheimnisse, die bis heute nicht ans Licht gekommen sind.“

Forester trat näher an eines der Porträts heran. Es zeigte einen Mann mit kalten Augen und einem scharfen, entschlossenen Ausdruck. „Wer ist das?“ fragte er.

„Das ist Lucien de Trebault“, antwortete der Comte. „Er war einer der ersten Herren des Château Noir. Es wird gesagt, dass er dunkle Künste beherrschte und dass seine Macht aus Quellen stammte, die besser unentdeckt bleiben. Er soll Verträge mit Kräften geschlossen haben, die jenseits unseres Verständnisses liegen.“

Angèle, die neben ihrem Vater stand, sprach leise: „Es gibt viele Geschichten über ihn. Manche sagen, dass er bis heute im Château wandelt, auf der Suche nach seiner verlorenen Macht.“

Forester schauderte. „Glauben Sie an solche Geschichten, Mademoiselle?“ fragte er.

Angèle sah ihn mit ihren tiefen, dunklen Augen an. „Ich weiß nicht, was ich glauben soll, Major. Aber ich weiß, dass das Château Noir mehr ist, als es scheint.“

In diesem Moment wehte ein kalter Luftzug durch den Raum, und Forester spürte plötzlich eine unheimliche Präsenz. Es war, als würde jemand – oder etwas – sie beobachten, verborgen in den Schatten des alten Schlosses.

„Es ist an der Zeit, diesen Ort zu verlassen“, sagte der Comte und drehte sich abrupt um. „Die Vergangenheit sollte manchmal in Ruhe gelassen werden.“

Als sie den Raum verließen, blieb Forester kurz stehen und sah sich noch einmal um. Irgendetwas in diesem Raum, in den alten Porträts und den zerfallenen Möbeln, rief nach ihm. Doch was es war, konnte er nicht sagen.

Sie kehrten in die bewohnten Teile des Châteaus zurück, doch Forester konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass sie gerade die Grenze zu etwas Unheimlichem überschritten hatten – etwas, das im Verborgenen lauert und nur darauf wartet, entdeckt zu werden.

Der Nachmittag verging in einer merkwürdigen Stille. Der Comte zog sich in seine Privatgemächer zurück, und Angèle verschwand in den Gärten. Forester, der sich nicht von der Atmosphäre des Château Noir lösen konnte, entschied sich, die alten Flure allein zu erkunden.

Als er durch die verlassenen Korridore schritt, kam er an eine Tür, die er zuvor übersehen hatte. Sie war leicht angelehnt, und ein seltsames Licht schimmerte dahinter. Vorsichtig drückte er die Tür auf und trat in einen dunklen Raum.

Auf einem Tisch in der Mitte des Raumes lag ein altes Buch, dessen Seiten vergilbt und zerbrechlich waren. Forester trat näher und las den Titel: Das Vermächtnis der Schatten. Es war in einer altertümlichen Schrift verfasst, und als er es öffnete, spürte er die kalte Luft auf seiner Haut.

Die Worte auf der ersten Seite ließen ihn erschaudern:

„Jeder, der das Geheimnis des Château Noir sucht, wird mehr finden, als er ertragen kann.“

In diesem Moment hörte er hinter sich ein leises Geräusch – das leise Klicken einer Tür, die sich schließt.

Forester drehte sich um und stand im Halbdunkel dem Schatten eines Mannes gegenüber.

„Sie sollten nicht hier sein, Major“, sagte die leise, drohende Stimme.

Es war der Comte.

Doch etwas in seinen Augen verriet Forester, dass er nicht derselbe Mann war, den er am Morgen kennengelernt hatte.

Fortsetzung folgt nächste Woche

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