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Samstag, 5. Oktober 2024

Chateau Noir Kapitel 1: Die Ankunft in einer vergessenen Welt

 

 Major Forester lehnte sich in seinem Ledersitz zurück und spürte den leichten Stoß des Zuges, der über die Schienen ratterte. Das sanfte Wiegen des Wagens hätte beruhigend wirken können, aber sein Geist war unruhig. Die Landschaft, die am Fenster vorbeizog, hatte etwas Wildes und Geheimnisvolles. Alte Bauernhöfe lagen verstreut über die Hügel, in der Ferne erhoben sich massive dunkle Wälder, die wie stille Wächter die Täler überblickten. Das Ziel seiner Reise, das Château Noir, lag am Rand dieser unbekannten Wildnis.

Es war nicht das erste Mal, dass Forester in dieser Region Südfrankreichs unterwegs war. Doch diesmal führte ihn eine vage Einladung eines alten Bekannten, Comte de Trebault, hierher, den er vor Jahren in Monte Carlo kennengelernt hatte. Das Château, ein mysteriöser Ort voller Geschichten und Legenden, hatte ihn sofort fasziniert. Es hieß, dass es seit Jahrzehnten verlassen sei, doch der Comte hatte ihm versichert, dass es noch bewohnt sei – wenn auch in einer Weise, die der moderne Verstand vielleicht nicht ganz begreifen könne.

Der Zug hielt in einem kleinen Dorf, das so alt war, dass es schien, als hätte es die Jahrhunderte in unveränderter Stille überstanden. Forester stieg aus und wurde sofort von der intensiven Stille der Umgebung getroffen. Ein Kutscher wartete bereits auf ihn. Der alte Mann nickte stumm, nahm Foresters Gepäck und deutete auf die wartende Kutsche.

Die Fahrt zum Château Noir führte durch enge, gewundene Straßen, die von mächtigen, verwitterten Bäumen gesäumt waren. Die hereinbrechende Dämmerung ließ die Schatten länger und düsterer werden, und das Heulen des Windes, der durch die Wälder pfiff, verstärkte das unheimliche Gefühl der Abgeschiedenheit. Forester dachte an die Geschichten, die er über diesen Ort gehört hatte – ein Schloss, das früher der Stolz einer mächtigen Adelsfamilie war, nun jedoch mehr einem verwunschenen Relikt glich.

Als sie die letzte Kurve nahmen, sah er es endlich: Das Château Noir thronte düster und majestätisch auf einem Hügel. Die massiven Türme ragten in den dunklen Himmel, und die hohen Fenster, die einst Licht und Leben ausgestrahlt haben mochten, wirkten nun wie die leeren Augen einer uralten Kreatur. Forester spürte ein unbehagliches Kribbeln in seiner Brust, konnte jedoch nicht widerstehen, die Szenerie genauer zu betrachten. Es war, als ob das Château ihn rufen würde, seine Geheimnisse zu entdecken.

Die Kutsche hielt vor dem massiven Eingangstor. Der Kutscher blieb stumm, während er Foresters Koffer abstellte. Der Major blickte zu der schweren Holztür, die mit Eisenbeschlägen versehen war und die Spuren der Jahrhunderte trug. Als er die Klinke berührte, fühlte er die Kälte des Metalls durch seinen Handschuh.

Noch bevor er klopfen konnte, öffnete sich die Tür mit einem langsamen, knarrenden Geräusch. Dahinter stand ein alter Diener, gekleidet in eine schlichte, aber tadellose Livree. Sein Gesicht war hager, und sein Blick war starr und undurchdringlich.

„Monsieur le Comte erwartet Sie“, sagte der Diener mit einer Stimme, die so leise war, dass sie fast vom Wind verschluckt wurde. „Folgen Sie mir.“

Forester trat in den großen Eingangsbereich, und das Gefühl, in eine andere Zeit getreten zu sein, überkam ihn sofort. Der Raum war groß, mit hohen Decken und dunklen Holzbalken. Die Wände waren mit Porträts längst verstorbener Familienmitglieder geschmückt, deren Augen ihn aus der Dunkelheit zu verfolgen schienen. Kerzenleuchter warfen flackernde Schatten, die an den Wänden tanzten.

Der Diener führte ihn durch eine Reihe von Räumen, die ebenso düster und schwer wirkten. Forester bemerkte, dass die Möbel zwar alt und wunderschön gefertigt waren, aber die Luft hatte etwas Moderiges. Es roch, als sei das Château seit Jahren nicht mehr richtig bewohnt worden, und doch war alles in Ordnung, als er es sich vorgestellt hatte.

Schließlich gelangten sie zu einem großen Salon, in dem ein loderndes Feuer den einzigen Lichtschein bot. Vor dem Kamin stand eine große Gestalt, die ihn anblickte, als er den Raum betrat. Es war Comte de Trebault.

„Ah, Major Forester“, begrüßte ihn der Comte mit einer tiefen Stimme, die einen Hauch von Ironie trug. „Es ist lange her, dass wir uns gesehen haben. Willkommen im Château Noir.“

Der Comte hatte sich kaum verändert. Seine Statur war noch immer imposant, doch sein Haar war nun vollständig weiß, und sein Gesicht trug die Zeichen vieler Jahre der Einsamkeit und Entbehrungen. Er trat vor und schüttelte Forester die Hand, wobei sein Griff fest und warm war, im Gegensatz zu der eisigen Kälte des Schlosses.

„Ich freue mich, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind“, sagte der Comte und deutete auf einen Sessel am Kamin. „Es gibt viel zu besprechen und noch mehr zu sehen.“

Forester setzte sich und bemerkte die schweren Samtvorhänge, die den Raum vor der Außenwelt abschirmten. Es war fast, als wäre dieser Ort eine Festung gegen die Zeit selbst, ein Relikt aus einer anderen Epoche, das sich weigerte, die Moderne hereinzulassen.

„Sie haben sicher viele Fragen“, sagte der Comte mit einem wissenden Lächeln. „Das Château Noir ist ein Ort voller Geschichten. Manche davon sind wahr, andere... weniger.“

Forester lehnte sich vor und sah seinem Gastgeber in die Augen. „Die Geschichten sind es, die mich hierhergeführt haben. Dieses Château scheint voller Geheimnisse zu stecken, und ich habe das Gefühl, dass Sie mir einige davon erzählen können.“

Der Comte lächelte. „Vielleicht. Doch manche Geheimnisse müssen entdeckt, nicht erzählt werden.“

In diesem Moment öffnete sich die Tür leise, und eine junge Frau trat ein. Es war Angèle de Trebault, die Tochter des Comte. Ihre Anmut und Schönheit wirkten in dem düsteren Raum wie ein Lichtstrahl, und Forester fühlte, wie sich sein Herz beschleunigte. Ihre Anwesenheit schien den Raum zu erhellen, und als sie sich ihm zuwandte, lächelte sie sanft.

„Monsieur Forester“, sagte sie leise. „Es ist mir eine Freude, Sie wiederzusehen. Ich hoffe, Ihre Reise war angenehm.“

Forester stand auf und verbeugte sich leicht. „Mademoiselle, Ihre Anwesenheit macht jede Reise lohnenswert.“

Der Comte sah von seiner Tochter zu Forester und zurück. „Es scheint, dass Ihr Aufenthalt hier interessanter wird, als Sie es sich vorstellen können, Major.“

Forester konnte nicht ahnen, dass das, was er als ein einfaches Abenteuer begonnen hatte, ihn in die tiefsten Abgründe des Château Noir führen würde – ein Ort, wo Vergangenheit und Gegenwart auf unheimliche Weise miteinander verwoben waren.

Fortsetzung nächste Woche.

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